1. Wie benutzt man “ojalá” (hoffentlich) im Spanischen?
Man kann das Wort “ojalá” [oxaˈla] alleine benutzen, dann funktioniert es wie das deutsche Wort “hoffentlich”.
¡Ojalá! – Hoffentlich!
Sobald man aber ausdrücken will, was genau man denn hofft (“Hoffentlich…!” – ¡Ojalá…!), wird die Sache komplizierter. Man nimmt nämlich “ojalá” auch dann noch, wenn man gar keine Hoffnung mehr hat! Um diese Dinge soll es in dieser kleinen Reihe gehen.
Das Wort “ojalá” stammt aus dem Arabischen und bedeutet “Wenn Gott will (si Dios quiere)”. Sie sehen, “Allah” macht sich immer noch deutlich bemerkbar in dem Wort.
♦ “Ojalá que…” und “ojalá y…”
Bitte beachten: In der Umgangssprache wird nicht selten “ojalá que…” oder “ojalá y …” benutzt, statt den Satz nach “ojalá” direkt weiterzuführen.
Es entsteht dadurch keinerlei Veränderung in der Bedeutung.
2. Ein paar Beispielsätze zur Einstimmung
¡Ojalá no te hayas equivocado! – (Hoffentlich hast du dich nicht geirrt!)
¡Ojalá tuvieras razón! – (Wenn du nur recht hättest!)
¡Ojalá te hubiera conocido antes! – (Hätte ich dich nur früher kennengelernt!)
Regel 1: Nach „ojalá“ steht immer der Subjuntivo.
3. Ein Beispielsatz in allen Formen
¡Ojalá haya aprobado el examen! – (Hoffentlich hat er die Prüfung bestanden!)
¡Ojalá aprobara el examen! – (Wenn er doch / nur besteht die Prüfung bestehen würde!)
¡Ojalá hubiera aprobado el examen! – (Hätte er nur die Prüfung bestanden!)
Regel 2: Die Form des Subjuntivo hängt von der Zeit und der Erfüllbarkeit des Wunsches ab.
4. Ojalá + Subjuntivo im Präsens
♦ ¡Ojalá apruebe el examen! – (Hoffentlich besteht er die Prüfung!)
Der durch “ojalá” ausgedrückte Wunsch bezieht sich auf die Gegenwart oder die Zukunft; außerdem wird er für erfüllbar gehalten.
¡Ojalá venga mañana! – (Hoffentlich kommt sie morgen!)
¡Ojalá todo salga bien! – (Hoffentlich geht alles gut!)
5. Ojalá + Subjuntivo im Perfekt
♦ ¡Ojalá haya aprobado el examen! – (Hoffentlich hat er die Prüfung bestanden!)
Der durch “ojalá” ausgedrückte Wunsch bezieht sich auf die (meist unmittelbare) Vergangenheit – auch hier wird der Wunsch für erfüllbar gehalten.
¡Ojalá Esteban haya visto esto! – (Hoffentlich hat Stefan das gesehen!)
¡Ojalá haya dicho la verdad! – (Hoffentlich haben Sie die Wahrheit gesagt!)
6. Ojalá + Subjuntivo im Imperfekt
♦ ¡Ojalá aprobara el examen! – (Wenn er doch / nur die Prüfung bestehen würde!)
Vorsicht: Der Wunsch bezieht sich immer noch auf die Gegenwart / Zukunft, obwohl das Imperfekt ja eigentlich eine Vergangenheitszeit ist.
¡Ojalá te pudiera abrazar ahora! – (Wenn ich dich jetzt nur umarmen könnte!)
¡Ojalá viniera hoy y no mañana! – (Ich wünschte sie käme heute und nicht morgen!)
7. Ojalá + Subjuntivo im Plusquamperfekt
♦ ¡Ojalá hubiera aprobado el examen! – (Hätte er nur die Prüfung bestanden!)
Der durch “ojalá” ausgedrückte Wunsch ist nicht mehr erfüllbar – und der Sprechende weiß das, denn …
… der Wunsch hätte in der Vergangenheit in Erfüllung gehen sollen! Es geht also um unerfüllte Wünsche in der Vergangenheit, deren Nichterfüllung man in der Gegenwart bedauert.
¡Ojalá la hubiese llamado antes! – (Ich wünschte, ich hätte ich sie früher angerufen!)
¡Ojalá nos hubiéramos escuchado mejor el uno al otro! – (Hätten wir uns bloß besser gegenseitig zugehört!)
8. Übersetzungen von “ojalá”
➀ “Ojalá” steht alleine.
✓ “Hoffentlich” ist immer eine richtige Übersetzung!
✓ Manchmal hört / liest man “So Gott will” als Übersetzung: Das Problem ist, dass der religiöse Ursprung des aus dem Arabischen stammenden Ausdrucks im Spanischen schon vor langer Zeit verloren ging.
✓ “Das wäre schön” ist eine seltene, aber durchaus angemessene Übersetzung von “ojalá”.
✓ Anders sieht es jedoch mit “Schön wär’s” aus, das im Deutschen eher Zweifel ausdrückt, dass etwas realisierbar ist.
➁ Das Verb steht im Präsens oder Perfekt des Subjuntivo
✓ “Hoffentlich…” ist für beide Zeiten eine treffende Übersetzung für “ojalá”.
✓ “Ich hoffe…” trifft die Sache inhaltlich, aber nicht stilistisch: Beide Sprachen verfügen über eine unpersönliche (ojalá – hoffentlich) und eine persönliche Form (esperar – hoffen), Hoffnung auszudrücken, für einen Wechsel gibt es in der Regel keinen Anlass.
➂ Das Verb steht im Imperfekt des Subjuntivo
Es gibt im Deutschen verschiedene Strukturen, die sogenannten irrealen Wunschsätze (hier mit Bezug auf Gegenwart und Zukunft) auszudrücken. Gemeinsam ist allen der Gebrauch des Konjunktiv II (hätte, wäre, könnte usw.) Hier eine kleine Auswahl.
✓ Wenn … doch …! (Wenn ich doch mehr Geld verdienen würde!)
✓ Ach, hätte …doch…! (Ach, hätte ich doch eine größere Wohnung!)
✓ Es wäre (so) schön, wenn …! (Es wäre so schön, wenn ich dich häufiger besuchen könnte!)
➃ Das Verb steht im Plusquamperfekt des Subjuntivo
Die irrealen Wunschsätze mit Bezug auf die Vergangenheit nutzen die gleichen Elemente, zusätzlich wird, wie im Spanischen, eine zusammengesetzte Zeit benutzt.
✓ Wenn … doch …! (Wenn ich damals doch mehr Geld gehabt hätte!)
✓ Ach, hätte …doch…! (Ach, hätten wir doch früher angefangen, Spanisch zu lernen!)
✓ Es wäre (so) schön gewesen, wenn …! (Es wäre so schön gewesen, wenn ich dich jede Woche gesehen hätte!)
8. Zusammenfassung
Ojalá kann, wie im Deutschen (¡Ojalá! – hoffentlich!) alleine stehen oder einen Satz einleiten, der einen Wunsch ausdrückt. Der Wunsch kann sich auf Gegenwart und Zukunft oder auf die Vergangenheit beziehen, er kann für erfüllbar oder für unerfüllbar gehalten werden.
Das Verb eines solchen durch „ojalá“ eingeleiteten Wunschsatzes steht im Spanischen immer im Subjuntivo. Mögliche Zeiten sind: Das Präsens, das Perfekt, das Imperfekt und das Plusquamperfekt.
Diese Verbzeiten spiegeln nicht einfach die reale Zeit wider, sondern sind eher gedacht, die Erfüllbarkeit / Nichterfüllbarkeit eines Wunsches in einer gegebenen Zeit auszudrücken.